Historischer Rückblick auf
Entstehung und Entwicklung von Judenhass und Antisemitismus
Jehudah haLevi:
Al-Chazarì
Über das "Buch des Beweises und Argumentes zur
Verteidigung des gering geschätzten Glaubens", aus einem Vorwort des
Übersetzers Dr. Hartwig Hirschfeld...
Werner Bergmann:
Antisemitismus - eine Einführung
Woher kommen die Vorurteile gegen Juden? Weshalb
halten sich antijüdische Stereotype so hartnäckig, obwohl man ihnen
nun jahrzehntelang in der Schule und der Öffentlichkeit
entgegengetreten ist und in vielen europäischen Ländern nur noch
wenige Juden leben?... Die Judenfeindschaft besitzt mehrere
historische Schichten, wobei die älteren Vorurteilsschichten in der
nächsten Phase nicht "vergessen", sondern nur von neuen überlagert
wurden...
Felix Goldmann:
Das Wesen des Antisemitismus
Der Antisemitismus ist nur eine Spezialfrage aus dem
größeren Gebiete des Fremdenhasses, freilich die wichtigste, weil
sie zeitlich und lokal die einheitlichste und umfangreichste ist.
Die besondere Färbung des Antisemitismus ergibt sich nun aus
gewissen geschichtlichen Ursachen, und in der Fülle der
Erscheinungen kann man drei große historische Tatsachen
unterscheiden, welche immer wieder einzeln oder verbunden auf
irgendeine Seite dieser Disposition Stoßen und so die unendliche
Mannigfaltigkeit der Begebnisse hervorrufen...
Jacob Katz:
Frühantisemitismus in Deutschland
Die Verknüpfung der neuen Phase der Judenfeindschaft
mit ihren mittelalterlichen Wurzeln ist aber nicht nur an der Wucht
ihrer Leidenschaft erkenntlich. Die Träger der neuen Richtung waren
gewiß keine dogmatisch fixierten und kirchlich gebundenen Christen.
Doch nur wenige von ihnen wie etwa der junge Fichte, haben sich
bewußt vom Christentum distanziert Die meisten gehörten zu dem für
die deutsche Aufklärung charakteristischen Typus, der sich dank
einer freien Interpretation der christlichen Lehre keineswegs
konträr zur Weltanschauung des Christentums empfand...
Gefälschte Talmud-Zitate:
Dr. Kroner, Dr. Bloch und der Prozess
Rohling/Bloch vom November 1885
Ende des 16. Jahrhunderts wurde die
Index-Kongregation des Vatikan zum Urheber einer kapitalen
Fälschung. Hebräische Druckwerke wurden einem schweren Eingriff der
christlichen Zensur unterzogen. War in hebräischen Schriften von –
gleich zu achtenden – Nicht-Juden die Rede, d.h. auch von Christen,
setzten die Zensoren z. B. das Akronym "akum" – für abodath kochabim
u mazzaloth: Anbeter von Sternen und Tierkreiszeichen...
Grober Unfug:
Münchener Gerichte über
Antisemitismus
"Im deutschen Reich", die Zeitschrift des
Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens,
dokumentiert in diesem Beitrag die Verhandlung des Münchner
Redakteurs Ludwig Wengg, der zu Weihnachten 1896 ein antisemitisches
Flugblatt herausgegeben hatte und darin gegen jüdische Warenhäuser
und Juden im Allgemeinen gehetzt hatte...
"Was der Jude glaubt ist einerlei...":
Der Rassenantisemitismus in Deutschland
Seit dem 19. Jh. stützt sich die Judenfeindschaft
vorwiegend auf Rassegedanken durch Betonung der Fremdartigkeit des
jüdischen "Stammes". Ludger Heid zeichnet die Entstehung des
modernen rassistischen Antisemitismus und seine Entwicklung in
Deutschland nach... Die Barbarei
inmitten der Zivilisation:
Vom Judenhass zum Antisemitismus
Detlev Claussen begründet in dieser Schrift warum der
moderne Antisemitismus nicht ohne die kapitalistische bürgerliche
Gesellschaft gedacht werden kann. "Die Rede vom 'ewigen
Antisemitismus' bedeutet nichts anderes als eine
intellektuell-politische Kapitulation vor dem Sachverhalt: Man
isoliert den Antisemitismus aus seinem jeweiligen
gesellschaftlich-geschichtlichen Kontext und verwandelt ihn in eine
anthropologische Konstante......: Der Antisemitismus ist in der
objektiven Verfassung der bürgerlichen Gesellschaft begründet. Aber
die gesellschaftlichen Individuen fassen die Gesellschaft nicht so
auf, wie sie ist"...
Werner Bergmann:
Der Erste Weltkrieg
Die antijüdische Stimmung der Front und
die von der Rechten in die Welt gesetzte Legende von der jüdisch
beherrschten Kriegswirtschaft beeinflußten die Bevölkerung, die die
Juden als "Schieber" und "Kriegsgewinnler" für die sich im
"Kohlrübenwinter" 1916/17 drastisch verschlechternde Versorgungslage
verantwortlich machte...
Die jüdische Weltverschwörung
Jewish Conspiracy:
"Weltjudentum" und "jüdische
Weltverschwörung"
Der Mythos von einer jüdischen Weltverschwörung (jewish conspiracy)
war jedoch nichts anderes als eine moderne, durch soziale Ängste und
Ressentiments genährte Fassung der alten dämonologischen
Vorstellungen vom Judentum. Ihm zufolge gab es eine geheime jüdische
Regierung, die ein weltweites Netz getarnter Agenturen und
Organisationen unterhielt mit deren Hilfe sie politische Parteien
und Regierungen, die Presse und die öffentliche Meinung, die Banken
und das Wirtschaftsleben lenkte. Sie verfolgte einen uralten Plan,
über die ganze Welt eine jüdische Herrschaft zu errichten...
Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart:
Die These von der Jüdischen
Weltverschwörung
Auf dem Jüdischen Friedhof in Prag treffen sich einmal in hundert Jahren zu
einer ausgemachten Stunde die Vertreter der zwölf Stämme Israels und beraten
über das mittelfristige Vorgehen auf dem Weg zur gänzlichen Beherrschung der
Welt. Dieses Mal rechnen sie das Kapital zusammen, über das Israel in
London, Paris, Amsterdam und Frankfurt verfügt; sie besprechen, was zu
Verarmung von Handwerk und Bauern, was zur Herabsetzung des Militärs und was
zur weiteren Spaltung der Kirchen und zur Entfaltung des zersetzenden
liberalen Geistes zu tun sei. "Achtzehn Jahrhunderte haben unseren Feinden
gehört - das neue Jahrhundert gehört Israel" - heißt es im Verlauf der
Besprechung...
Constantin Brunner
Vom Phantom zur Psychopathologie:
Der Judenhass und die Juden
Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel
bereits zu diesem Thema gesagt und geschrieben, geforscht und
gedacht wurde, und wie resistent sich das Leiden gehalten hat.
Gemeint ist der Antisemitismus, der besser als Judenhass bezeichnet
werden sollte, wie es C. Brunner sehr überzeugend anmahnt...
Es kann immer noch schlimmer werden:
Das
Leiden am Judenhass
Brunner nahm die deutschen Nicht-Juden vor der
Behauptung der Antisemiten in Schutz, dass ein einziger Jude
neunundneunzig Nicht-Juden in der Hand habe. Eine solche Aussage sei
doch wohl nicht nur eine eigentümliche Überschätzung der Juden
sonder auch eine ungeheuerliche Beleidigung der Nicht-Juden...
Was tun?
Über das Unglück der Antisemiten
Kern dieser Überlegungen ist C. Brunners Frage, wie
man an die "Antisemitenfrage" - in Analogie zur vielfach
postulierten "Judenfrage" - herangehen soll, oder noch präziser:
"Wie und wie weit lässt sich den bejammernswerten Leuten helfen, die
an den Juden verrückt geworden sind, und auf welche Art können in
Zukunft andre vor dem gleichen Unglückslose bewahrt werden?"...
Constantin Brunner:
Leiden an Deutschlands Unglück
Hätten die jüdischen Deutschen mehr Macht in
Deutschland gehabt, oder auch nur einen Bruchteil des ihnen von den
Judenhassern unterstellten Einflusses, hätten sie es sicher nicht
zugelassen, dass das dieses Deutschland in die Hand einer
skrupellosen und abgrundtief verwahrlosten Bande gefallen wäre. Ihr
Patriotismus hätte dies niemals zugelassen, sie haben Deutschland
viel zu sehr geliebt...
An Euch Christen:
Die Rede der Juden
Schon als Kind kam der 1862 geborene Constantin
Brunner, Enkel des Oberlandesrabbiners von Altona und
Schleswig-Holstein, Akiba Wertheimer, mit religiösem und
philosophischem Gedankengut in Kontakt. In Köln begann er ein
Studium am jüdischen Lehrerseminar. Dieses Studium brach er jedoch
1883 auf der Suche nach "der besten Religion" ab, wandte sich den
vergleichenden Religionswissenschaften zu und studierte Philosophie
und Geschichte. Bald wurden Judenhass und Antisemitismus, wie sie
ihm während des Studiums begegneten, zu seiner zentralen
Beschäftigung...
Fast Vergessen - aber noch immer aktuell:
Constantin Brunner
In einem Artikel bemerkte die "Neue Zürcher Zeitung",
dass die gängigen philosophischen Lexika beim Buchstaben «B» von
Franz Brentano direkt zu Giordano Bruno springen - ein Eintrag über
Constantin Brunner also nicht zu finden sei...
Zionismus als Antwort auf den Antisemitismus
Nathan Birnbaum:
Einige Gedanken ueber den
Antisemitismus
Es gab eine Zeit, wo ich dem Judenhass mit einem
gewissen Wohlwollen gegenüberstand. Mit einer Art Behagen sah ich
seinem Treiben zu, fast freute ich mich seiner Erfolge und
Fortschritte. Wenn ich diese Empfindungen nicht immer rund
heraussagte, so war es nur aus einer Art taktischer Zurückhaltung,
die ich mir auferlegen zu müssen glaubte, um nicht zu sehr bei
denjenigen anzustossen, die ich für nationaljüdische Bestrebungen zu
gewinnen hatte...
Balduin Groller:
Wie bekämpfen wir den Antisemitismus?
Ich glaube wohl, es war die Thatsache, dass ich Mitgründer
und Vorstands-Mitglied des "Vereines zur Abwehr des Antisemitismus" bin, die
Sie veranlasst hat, mich zu einem Vortrage einzuladen über das Thema: "Wie
bekämpfen wir den Antisemitismus?" Selber hätte ich es wohl nicht erwählt,
weil ich gefürchtet hätte, Ihnen keine befriedigende Antwort geben zu
können. Wir dürfen uns keinen Täuschungen hingeben und wollen es auch nicht.
Hier stehe ich als ein Mann, der mit ein Gründer dieses Vereines war, und
spreche es aus, tiefbewegt in meinem Innern: Der Verein hat die Hoffnungen
nicht erfüllt, die die Welt in ihn gesetzt hat, hat auch die Erwartungen
nicht erfüllt, die wir selbst, deren Schmerzenskind er ist, an ihn geknüpft
haben...
Vladimir Jabotinsky:
Der Antisemitismus der Menschen und der Sachen
Vor einem halben Säkulum, als der politische Zionismus erst
im Entstehen begriffen war, als er seine ersten Fehden gegen die
Assimilationsideologie ausfocht, behaupteten seine Gegner, daß es eine
jüdische Frage eigentlich gar nicht gäbe. Die Juden könnten sich in der
Diaspora ebenso günstig "einrichten", wie alle anderen Stämme; ein Hindernis
bilden lediglich menschliche Vorurteile, die bald verschwinden werden...
Judenhass nach dem Ersten Weltkrieg:
Teil 1.:
Die neue antisemitische
Flut
Das neunzehnte Jahrhundert, beherrscht von den Ideen
der Aufklärung und der Französischen Revolution, brachte einen
wesentlichen Rückgang des Antisemitismus, gemessen an früheren
Jahrhunderten...
Teil 2.:
Westwanderung der Ostjuden
Die Massenwanderung russischer und polnischer Juden
nach Amerika und Mitteleuropa hat im zwanzigsten Jahrhundert den
Antisemitismus in den Vereinigten Staaten entzündet und in
Mitteleuropa verstärkt...
Teil 3.:
Bolschewismus und
Antisemitismus
Der Sieg des Bolschewismus in Russland und
sein Versuch, Europa zu erobern, hat dem Antisemitismus neue
Argumente von größter Schlagkraft gegeben. Denn sowohl unter den
Führern des russischen Bolschewismus als auch unter den Vorkämpfern
des Kommunismus in Europa war die Zahl der Juden verhältnismäßig
groß. Dies gilt vor allem auch von den Führern der Räteregierungen
in Ungarn und Bayern...
Teil 4.:
Die Verarmung
Mitteleuropas
Die Verarmung Mitteleuropas durch Krieg und Inflation
gab dem Antisemitismus neue und starke Impulse. Denn in diesen
übervölkerten Gebieten ist der Neid eine Großmacht; eine der
stärksten Quellen politischen und privaten Hasses. Dieser Neid
wächst mit der allgemeinen Verarmung und der Bereicherung weniger...
Teil 5.:
Nationalismus und
Antisemitismus
Das Anschwellen des europäischen Nationalismus vor,
während und nach dem Weltkrieg trug wesentlich zur Verschärfung des
Antisemitismus bei. Durch den Weltkrieg wurde der Nationalismus zur
herrschenden Geistesrichtung in Europa. Jahre hindurch haben
politische und geistige Führer der europäischen Nationen die
Überlegenheit der eigenen Nation verkündet...
Teil 6.:
Christentum und
Antisemitismus
Neben dem lauten Antisemitismus der Nationalisten hat
sich auch in unseren Tagen der stille Antisemitismus der Christen
erhalten. Dieser Antisemitismus ist augenblicklich weniger sichtbar,
weil hervorragende Vertreter der christlichen Weltanschauung sich
gegen den heidnischen Rassenantisemitismus kehren und damit als
Gegner des Antisemitismus erscheinen. In Wahrheit richtet sich ihr
Kampf nicht gegen den Antisemitismus schlechthin, sondern gegen den
Antisemitismus der Neuheiden, der zugleich die christliche
Weltanschauung bedroht...
Teil 7.:
Neuheidnischer
Antisemitismus
Der christliche Antisemitismus fordert
Assimilation: allmähliche Bekehrung aller Juden zum Christentum. Der
Rassenantisemitismus lehnt die Assimilation ab: denn er will die
Trennung zwischen Juden und Nicht-Juden nicht verwischen, sondern
verstärken. Darum kritisiert er die Möglichkeit der Judentaufe und
versucht die getauften Juden und ihre Nachkommen in die jüdische
Gemeinschaft zurückzustoßen. Und darum ist ihm die jüdische Religion
eine willkommene Scheidewand zwischen Juden und Nicht-Juden...
Antijudaismus im Altertum
Teil 1:
Vorhellenistische Zeit
Ernest Renan schreibt zur Geschichte Israels: "Der
Antisemitismus ist nicht eine Erfindung unserer Zeit, er war niemals
brennender als im letzten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, und
wenn eine Erscheinung sich auf diese Art an allen Orten und zu jeder
Zeit wiederholt, so verlohnt es sich gewiss der Mühe, sie zu
studieren"...
Teil 2:
Erste Judenverfolgung
Vom Jahre 175 an war die Hellenisierung des ganzen
östlichen Mittelmeeres zur Tatsache geworden. Die Gebildeten aller
Völker wenden sich willig der griechischen Zivilisation, Sprache und
Philosophie zu, Ägypten, Phönizien, Kleinasien, Syrien, teilweise
auch Karthago, Armenien und Assyrien, wurden hellenistisch, und zwar
gern und leicht, ja sogar mit Begeisterung...
Teil 3:
Religiöse Wurzel der
hellenistischen Judenverfolgung
Aus dem Gesagten geht hervor, dass diese langwierigen
blutigen Kriege keinen anderen Grund hatten als die Religion, dass
also der Antisemitismus schon in seiner Wiege den Stempel des
religiösen Fanatismus an sich trug...
Teil 4:
Römerzeit
Das Judentum zur Zeit Christi war bereits fast in allen Ländern der
damals bekannten Welt zerstreut, und zwar hat diese Zerstreuung
begonnen mit der Deportation großer jüdischer Volksmassen durch die
assyrischen und babylonischen Eroberer...
Teil 5:
Religiöse Wurzeln der
römischen Judenverfolgung
Gerade aus religiösen Gründen, ausschließlich aus
r e l i g i ö s e n, ist die Antipathie zu erklären, die den
Juden von den Völkern des Altertums immer und überall
entgegengebracht wurde. Denn ihre religiösen Forderungen standen mit
ihren Pflichten als Staatsbürger in grellem Widerspruche...
Teil 6:
Untergang des Judenstaates
Im Jahre 66 brach die große ewig denkwürdige
Revolution aus; natürlich war die Veranlassung wieder eine
religiöse. Es hatte nämlich der Prokurator Florus dem Tempelschatz
17 Talente entnommen. Es entstand ein großer Tumult wegen dieses
Sakrilegiums...
Teil 7:
Römer und Juden
Die Urteile der griechischen und römischen Literatur
über die Juden sind, wie gesagt, sehr absprechend und zeugen von
großer Verachtung gegen dieses Volk. Die Gebildeten erblickten in
der jüdischen Religion einen barbarischen Aberglauben. Man
verbreitete über die Juden sowie über ihre Geschichte die
lächerlichsten und boshaftesten Fabeln, zum Teil aus Unwissenheit...
Teil 8:
Jüdische Intoleranz
Intoleranz, Fanatismus und dazu die Lehre von ihrer
Auserwählung und von einem künftigen Messias, der alle Völker unter
das Szepter eines Sprösslings vom Stamme David bringen würde...
hagalil.com
2007 |