Antisemitismus in Deutschland nach 1945
Anmerkungen zur kritischen
Theorie:
Antisemitismus in
Deutschland
"Ich sage euch, am
Wochenende ist der Holocaust passiert. Ich bin selbst gespannt, ich
hab’s noch nicht gesehen" Mit diesen Sätzen moderierte
Carolin Beckers am 12. März 2001 eine Folge der RTL-2- Sendung "Big
Brother"
an. Die begriffs- und geschichtslose Verwendung des Terminus
Holocaust steht beispielhaft für die Ignoranz mit welcher der
millionenfache Massenmord mehr als 50 Jahre nach Auschwitz im Land
der Täter und der Tat behandelt wird...
Bemerkungen zu einem unerfreulichen Phänomen:
Antisemitismus gut bürgerlich
In der Kölner Philharmonie war neulich Denkwürdiges
zu erleben: Besucher lehnten es unter Hinweis auf die israelische
Politik im Nahen Osten ab, ihre Unterschrift unter einen im Foyer
ausliegenden Aufruf gegen Antisemitismus zu setzen. Man könnte
darüber zur Tagesordnung übergehen, handelte es sich nicht um einen
symptomatischen Vorgang.
Militanz statt starrer Parteidisziplin:
Die Freien Kameradschaften der Nazis
Während die rechtsextreme NPD auf das
Verbot durch das Bundesverfassungsgericht wartet, werden die Freien
Kameradschaften immer aktiver. Sie rekrutieren ihre Mitglieder
erfolgreich unter Skinheads und rechten Jugendlichen...
Rechtsextremen Einstellungen in Deutschland:
Antisemitismus nimmt
im Westen stark zu
Anfang September 2002 wurden an der Universität
Leipzig die Ergebnisse einer Studie zu rechtsextremen Einstellungen
in Deutschland veröffentlicht...
"Da ist eine neue Qualität":
Ein Schwein kennt
keine Scham
Was es für Juden in Deutschland bedeutet, daß
Beleidigungen und Drohungen immer unverhohlener werden – und warum
so wenig davon publik wird...
Horst Mahler:
Ein deutscher
Antisemit
Der Anwalt Horst Mahler, einstiges SDS-Mitglied und
Mitbegründer der Rote Armee Fraktion, saß für dei RAF von 1972 bis
1980 im Gefängnis. Dort las er nicht nur Hegel, welchen er heute als
einen wesentlichen Baustein völkischer Argumentation benutzt,
sondern begann sich auch vom Linksextremismus zu lösen...
Antisemitische und anti-israelische Haltungen in Deutschland:
Die Strategie des
gemeinen Vergleichs
Adar Primor berichtete in haArez über eine Umfrage,
die der "Spiegel" durchgeführt hat, und die angeblich beweist, das
"antisemitische und anti-israelische Haltungen in Deutschland nicht
populär sind". Eine vorsichtige Überprüfung führt jedoch zu weniger
optimistischen Schlußfolgerungen...
Bundestag ächtet Antisemitismus:
Rot-Grün und PDS
setzen ein Zeichen
"Der Deutsche Bundestag verurteilt Antisemitismus
gleich welcher Ausprägung. Er ist insbesondere besorgt über die in
den vergangenen Jahren gestiegene Zahl von antisemitischen
Straftaten und Anschlägen gegen jüdische Einrichtungen in
Deutschland." Mit diesen Worten beginnt der am späten
Donnerstagabend im Bundestag angenommene Antrag "Antisemitismus
ächten - Zusammenhalt in Deutschland stärken"...
Bundesaußenminister Fischer:
Global Anti-Semitism
Die Ermordung von sechs Millionen deutscher und
europäischer Juden vor fast sechzig Jahren durch die Nazis hat die
Welt erschüttert. Dieses Menschheitsverbrechen hat die Welt –
besonders Europa –dramatisch verändert. Trotz der Lehren, die die
Menschen aus dem Holocaust gezogen haben sollten, ist das Phänomen
des Antisemitismus weltweit immer noch weit verbreitet...
Kommunikationslatenz:
Neue alte Mythen über
Juden
Ein Forschungsbericht zu Antisemitismus
mit den Themen:
Ulla Jelpke:
Fakten und Argumente
zum NPD-Verbot
Wir Dokumentieren im Folgenden die umfangreiche
Materialsammlung des Büros von Ulla Jelpke, welches sich intensiv
mit der rechtsextremen NPD auseinandersetzt...
Über die große deutsche Erleichterung:
Ein Finkelstein kam gerade recht
Ist die Debatte über die Finkelstein-Thesen ein
Wendepunkt in der öffentlichen Auseinandersetzung um die deutsche
Zeitgeschichte? Ungeachtet der Tatsache, dass Finkelstein seine
Polemik gegen jüdische Organisationen nicht oder nur ungenügend mit
Fakten untermauern kann, hat eine breitere deutsche Öffentlichkeit
mit Erleichterung auf die Publikationen des umstrittenen New Yorker
Autors reagiert...
Sieben Jahre hatte Herr T. (59), der seinen Namen
inzwischen nicht mehr veröffentlicht sehen möchte, im bürgerlichen
Reinickendorf (Ortsteil Tegel) in der Nähe zweier Einkaufsstraßen
und des Tegeler Sees einen florierenden Tante-Emma-Laden...
Studie aus Bielefeld belegt:
Wachsender Rassismus und Antisemitismus in
Deutschland
Das Bielefelder Institut für interdisziplinäre
Konflikt und Gewaltforschung legte Anfang Dezember 2004 eine
bezeichnende Studie vor. Im Kern sagt die Studie: Im Vergleich zu
2002 ist die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland stark gestiegen...
Vereinigung der Einzeltäter:
Wehrsportgruppe Hoffmann
Eine Brille und Patronenhülsen bleiben am Tatort des Doppelmordes
zurück. Shlomo Lewin, jüdischer Verleger und ehemaliger Vorsitzender der
israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg, und seine Lebensgefährtin Frieda
Poeschke werden am 19. Dezember 1980 in ihrer Erlanger Wohnung erschossen.
Aufgrund einer Eingravierung lässt sich die Brille leicht zuordnen. Sie
gehört Franziska Birkmann, Freundin von Karl-Heinz Hoffmann, laut
Selbstbezeichnung "deutscher Patriot" und Anführer der rechtsextremistischen
Wehrsportgruppe...
"Nation statt Demokratie":
Wenn die 'Junge Freiheit' das
Gespräch sucht...
Seit die "Junge Freiheit" sich auf dem schwierigen Markt der
Wochenzeitungen zu behaupten sucht, unterliegt sie einem doppelten Zwang.
Ihr Bemühen um ein reputierliches Image lässt sie Gefahr laufen, Leserschaft
auf der Rechten einzubüßen. Bei den Kameraden wird ihr Name gelegentlich zu
"Junge Feigheit" verballhornt. Also muss sie, um Leserschaft in der
Stammklientel zu halten, versuchen, neben den Zugängen ins gesellschaftliche
und politische Establishment auch weiter Signale an die Kameraden auf der
extremen Rechten auszusenden. Dies wird schwerer, wenn der gesellschaftliche
Druck auf die extreme Rechte zunimmt...
Eine Welle antisemitischer Übergriffe in Berlin:
Den Hassparolen folgen immer öfters die
Hasstaten
Vor gut einer Woche kam es zu einem Anschlag auf
eine jüdische Kindertagesstätte in Berlin. In das Gebäude wurde eine
Rauchbombe geworfen und an der Fassade wurden Hakenkreuze und
SS-Symbole geschmiert. Alles weist darauf hin, dass dieser Anschlag
von Neonazis verübt wurde. Damit wurde eine neue Qualität erreicht –
und: Der Anschlag wurde nicht mitten in der Nacht verübt, sondern am
hellichten Tage. Im Westteil der deutschen Hauptstadt. Doch dieser
besonders widerwärtige Anschlag ist kein Einzelfall...
"Der Hass hat uns geeint":
Junge Rechtsextreme und ihr Ausstieg aus
der Szene
In den letzten Jahren sind rechtsextreme Jugendliche
immer wieder Thema der Berichterstattung in den Medien und
Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Zumeist geht es dabei
um die Frage, warum sich Jugendliche rechtsextremen Gruppen und
Organisationen zuwenden. Mit der Frage, warum diese Jugendlichen
nach einigen Jahren zum Teil wieder aussteigen und wie dieser
Ausstieg erfolgt, hat sich bislang kaum jemand beschäftigt...
Interview mit dem Nazi-Aussteiger Gabriel Landgraf:
"Antisemitismus ist die Grundlage der heutigen NS-Ideologie"
Gabriel Landgraf, 29,
war ein Anführer, ein sogenannter Kader, der Neo-Nazi-Szene in
Berlin und Brandenburg. Nach der öffentlichen Bekanntgabe seines
Ausstieges berichtet er, wie ein junger Mensch in die Nazi-Szene
kommt und warum er schließlich ausgestiegen ist. Nicht überraschen
sollte uns, dass der Antisemitismus auch heute das wichtigste
Fundament der Nazi-Ideologie ist und dass Nazi-Szene und radikale
Islamisten kooperieren...
"Exit from Hatred":
Ein Interview mit Gunda Hernandez
Am Samstag, den 17.11.2001, verunglückte Gunda
Hernandez auf dem Bahnhof von Bad Oldesloe tödlich. Gunda war eine
Aussteigerin aus der Nazi-Szene, die sich diesem Prozess mutig
stellte und unermüdlich gegen Lüge und Hass arbeitete. Das folgende
Interview führte Alexa Dvorson für Common Ground, ein wöchentliches
Radioprogramm in englischer Sprache...
Walser-Bubis-Debatte
Die Walser-Bubis-Debatte:
Erinnern oder Vergessen?
Die gesellschaftliche
Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen
hat sich in Sprüngen und Eruptionen vollzogen. Vor allem seit der
Mitte der 80-er Jahre hat es in Deutschland in regelmäßigen
Abständen Kontroversen über die Frage gegeben, wie zukünftig mit der
Erinnerung an den Holocaust umgegangen werden soll. Beispielhaft
möchte ich hier die so genannte Walser-Bubis-Debatte beleuchten...
Viola Roggenkamp:
Das Schlagloch
Das Einzige, wovon wir mit Sicherheit sagen können,
dass es vorbei ist, nämlich die Fußballweltmeisterschaft, hat mich
gar nicht interessiert. Gut, dass sie vorbei ist. Martin Walser
interessiert mich auch nicht, und gern würde ich sagen können, gut,
dass er vorbei ist. Aber er ist nicht vorbei. Mit ihm müssen wir uns
weiter beschäftigen, und mit Jürgen W. Möllemann, denn beide sind
Symptom für etwas, was in unsere Zukunft weist. Wahrscheinlich
dringen darum so viele auf Schluss der Debatte...
Karsli, Möllemann, Blüm und Co.
Ein deutscher Wahlkampf:
Wer ist Antisemit?
"Wir sind keine Partei von Antisemiten." Wolfgang
ist langjähriger Aktivist in der FDP, der liberalen Partei
Deutschlands, die sich dieser Tage im Mittelpunkt einer der
stürmischsten politischen Affären befindet, die Deutschland in den
letzten Jahren zu verzeichnen hatte...
FDP hofft auf deutlichen Rechtruck in
Deutschland:
Möllemann gibt wieder den Antisemiten
Auf einem Flugblatt der nordrhein-westfälischen FDP
vom September 2002 sind Fotos des Landesvorsitzenden Jürgen
Möllemann, des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon und
von Michael Friedman, Vize-Vorsitzender des Zentralrates der Juden,
zu sehen. Darin versichert Möllemann, er setze sich seit langem für
eine friedliche Lösung des Nahost-Konfliktes ein, während Scharons
Regierung mit Zustimmung Friedmans "Panzer in Flüchtlingslager"
schicke und Entscheidungen des UNO-Sicherheitsrates missachte.
Friedman versuche außerdem ihn, Möllemann, als "antiisraelisch und
antisemitisch abzustempeln"...
Michel Friedman:
Vom Leben in
Deutschland
Michel Friedman macht sich
Gedanken über die deutsche Antisemitismus-Debatte...
Eine Wende?:
Jetzt darf man sich
auch gegen Juden äußern
Während sich die Parteien, die um die Stimme der
radikalen Rechten konkurrieren, in anderen Staaten durch Fremdenhass
auszeichnen, der vor allem gegen die moslemischen Immigranten
gerichtet ist, zeichnet sich in der liberalen Partei Deutschlands
eine andere Tendenz ab: Die Jagd auf moslemische Wähler...
Kein Einzelfall:
Möllemann surft die
Westerwelle
Die Auseinandersetzungen um den Parteivize und
nordrhein-westfälischen FDP-Landesvorsitzenden sowie um den
inzwischen parteilosen Abgeordneten Jamal Karsli gehen in die
nächste Runde...
Entfesselter Wahn:
Die "selbstbewusste
Nation" legt nach
Nach den penetrant antisemitischen
Entgleisungen Jürgen Möllemanns gibt es auch für Norbert Blüm (CDU)
kein Halten mehr. Wenn alle Dämme brechen, will auch der ehemalige
Arbeitsminister der Union nicht zurückstehen Er sieht sich berufen
im "Stern" vom Dienstag gegen "Denkverbote" und "den Vorwurf des
Antisemitismus", der laut Blüm, "auch als Knüppel benutzt" wird auf
die Barrikaden zu gehen...
Kein Missverständnis:
Die neue Mölle-Welle
"Andere reden", so ließ der FDP-Vorsitzende
Westerwelle jüngst wissen, "ich handele". – Es fragt sich womit? Was
seinen Parteivize Möllemann angeht, so könnte sich herausstellen,
daß er diesmal mit Zitronen gehandelt hat...
Hohmann
Vertuschen und verdrängen:
Rechtsradikale in der CDU
Schloss Weikersheim in Baden-Württemberg vor zwei
Wochen. Prominente CDU-Mitglieder singen die Nationalhymne –
zusammen mit Rechtsradikalen. Einige der hier Versammelten sind
beides in einer Person: CDU-Mitglied und rechtsradikal. Etwa
Albrecht Jebens, Vorstandsmitglied der rechtsextremen "Gesellschaft
für Freie Publizistik"...
MdB Martin Hohmann zum Nationalfeiertag:
"Gerechtigkeit für Deutschland"
Martin Hohmann sagt in seiner Rede nichts
Verbotenes, er hetzt nicht mit verfassungsfeindlichen Parolen. Seine
Argumentation ist wesentlich raffinierter und perfider. Bestreitet er
letztendlich, dass die "Juden" als Kollektiv ein "Tätervolk" seien, so zählt
er doch zuvor genau dafür "Beweise" auf. Durch die Gegenüberstellung von
Nationalsozialismus und Bolschewismus bzw. von Deutschen und Juden als
"Tätervolk" wird der Holocaust verharmlost, die "Schuld" des
nationalsozialistischen Deutschlands relativiert und schließlich
antisemitische Argumentationen der übelsten Sorte aufgewärmt und neu
serviert...
Judentum und deutsches Selbstverständnis:
Antisemitismus – ein Problem der
Definition?
Der Fall Hohmann und vor allem die Reaktionen auf
ihn belegen einmal mehr, dass die deutsche Gesellschaft ein
doppeltes Problem der Wahrnehmung besitzt: nämlich eines der
Selbstwahrnehmung, und eines der Wahrnehmung von Judentum bzw. des
Judentums als sozio-kultureller und religiöser Entität. Basierend
auf den beiden, oder jedenfalls nicht gänzlich abgekoppelt von
diesen, existiert meiner Meinung nach jedoch noch ein drittes,
nämlich eine verzerrte Wahrnehmung des Antisemitismusbegriffs...
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